Einblick in die Geschichte des Friedhofs

Ein hohes, grün gestrichenes Eisentor, überwuchert von lila blühender Bougainvilla. Neben dem Knopf zum Glockenzug eine hübsche keramische Fliesenanordnung: “Cemitério Alemão – Deutsche Evangelische Kirchengemeinde“. Und die Besuchszeiten, zweisprachig.

Hinter diesem unscheinbaren Portal verbirgt sich, was eine Kirchenrätin treffend das „in Stein gehauene Geschichtsbuch der deutschen Kolonie“ genannt nat. Nach dem englischen ist er der zweitälteste ausländische Friedhof auf Lissabons städtischem Gelände und der einzige deutsche Gottesacker auf der iberischen Halbinsel.

 

Von etwa 1290 bis ca. 1415 sind Grabstätten von Deutschen in der Kirche von São Domingos (unweit des heutigen Nationaltheaters D. Maria II) nachgewiesen. Ab dann und bis etwa 1710 wird angenommen, dass Deutsche in der der Bartholomäus-Brüderschaft der Deutschen in Lissabon gehörenden Seitenkapelle der Kirche São Julião beigesetzt wurden. Ab etwa 1720 und dann für ein knappes Jahrhundert wurden Deutsche auf dem 1717 eröffneten britisch-holländischem Friedhof im Stadtteil Estrela beigesetzt.

 

Nikolaus Berend Schlick, ein Lübecker Kaufmann, kaufte am 06. November 1821 ein etwa 4.000 Quadratmeter großes Grundstück im heutigen Stadtteil Campo de Ourique und übereignete es mit Stiftungsurkunde vom 16. Juni 1822 der deutschen evangelischen Gemeinde als Friedhof. In der Kapelle, einem schlicht gehaltenen Raum, hängt das Ölgemälde des Stifters N. B. Schlick.

Im Gegensatz zu den langen Mausoläumsstrassen der Lissabonner Stadtfriedhöfe besticht diese kleine Anlage durch ihren fast parkähnlichen Charakter. Viel gepflegtes Grün, Palmen und alte Zypressen, liebevoll angelegter Blumenschmuck umgeben alte Patrizier-Grabsteine und neuzeitliche Ruhestätten.

Die gesamte deutsche Kolonie, ob evangelisch, katholisch, jüdisch oder auch agnostisch ist hier seit 1820 vertreten. Kaufleute, (Honorar) Diplomaten -davon allein 29 von verschiedenen deutschen Kleinstaaten vor der Reichsgründung- Wissenschaftler, Künstler, Seeleute, Geistliche und alle unsere guten Mitbürger liegen hier.

 Es ist uns als Gemeinde ein besonderes Anliegen, diesen Ort der Trauer und der Hoffnung für die kommenden Generationen zu erhalten.