Die wirtschaftliche Situation in unserem Gastland Portugal gestaltet sich von Monat zu Monat schwieriger; viele würden hier die Vokabel dramatisch für richtig gewählt erachten. Menschen verlieren scharenweise ihre Jobs, eine Jugend kommt sich immer vergessener und verlorener vor. Als Kirchengemeinde haben wir durch unsere biblische Grundlage den Auftrag, gerade in den nun folgenden mageren Jahren nicht nur auf unseren Haushalt, sondern nach unseren besten Kräften auch nach den Menschen zu sehen.
Im Gemeindekirchenrat wurden die Möglichkeiten besprochen, wie der Beitrag unserer kleinen Gemeinde aussehen könnte. Am Ende der Beratungen stand das Ergebnis, gezielt bedürftigen Familien zu helfen, die im Bairro Serafina leben.
Um das Ergebnis der Beratungen zu veranschaulichen, ein kurzer Blick in die Geschichte der Sozialen Arbeit in der DEKL:
In den 70er Jahren begannen partnerschaftliche Beziehungen zur katholischen Nachbargemeinde im Bairro Serafina zu wachsen. Es waren zunächst unser damaliger Pfarrer Georg Laitenberger und seine Frau Helga, die Kontakt aufnahmen. Serafina war zum damaligen Zeitpunkt ein Armenviertel Lissabons, das in den 50er Jahren durch die Landflucht an einem Hügel entstanden war. Viele Häuser und Baracken waren nur notdürftig errichtet, die sanitären Anlagen waren in prekärem Zustand, viele Hütten konnten mit einem Auto gar nicht erreicht werden, oft gab es keinen Strom. In den Anfängen wurde regelmäßig Essen zu den Ärmsten gebracht.
Der damals junge Priester Cónego Francisco Crespo begann, ein soziales Zentrum zu errichten. Dabei halfen ihm die Kontakte zu unserer Gemeinde sehr. Vor allem aus der alten Gemeinde Pfarrer Laitenbergers in Deutschland, St. Bonifatius in Hamburg, kamen immer wieder Spendengelder. Über die Jahre werden beinahe 100.000 € nach Serafina geflossen sein. Bis heute unterhalten wir zur Paróquia de São Vicente de Paulo und zu Padre Crespo einen freundschaftlichen Kontakt. Nach wie vor unterstützen wir die Arbeit dieser katholischen Nachbargemeinde: inzwischen sind entstanden ein Kindergarten, ein Jugendzentrum, ein Alten- und Pflegeheim, ein Tagestreffpunkt für Menschen aus dem Viertel und … eine wunderschöne große Kirche. Diese Gemeinde wirkt heute im Stadtviertel wie ein leuchtendes Zentrum der Mitmenschlichkeit. Gottes Wort wurde und wird dort nicht nur mit Steinen gebaut, sondern auch gelebt. Wer heute durch Serafina geht, kann das erspüren.
Die Wohnsituation hat sich bis heute erheblich verbessert. Es gibt keine Baracken mehr – alle wohnen in festen Häusern. Geblieben ist, dass das Viertel nach wie vor von zu großem Teil sozial schwächeren Familien bewohnt wird. Vor dem Hintergrund der aktuellen Krise fehlt es diesen Familien schon heute am nötigsten.
Dem Gemeindekirchenrat liegt vor eine Liste von Familien aus der Gemeinde von Padre Crespo. Viele sind mit ihren Mieten im Verzug. Es fehlt das Geld für dringend benötigte Medikamente, für Brillen, für Windeln, für ärztliche Behandlungen. Für das Jahr 2017 ist keine Besserung der Situation zu erwarten. Geboten ist eine Umverteilung: wer viel hat, kann davon abgeben.
Was unsere Gemeinde tun kann:
Helfen Sie bitte mit. Wir danken allen, die sich hier einbringen!
Bankverbindungen:
BPI Konto 0-4076471.000.001
NIB: 0010 0000 4076471 0001 25
IBAN: PT50 0010 0000 4076 47100 0125
Swift BB PI PT PL
oder:
Bank für Kirche und Diakonie Duisburg
Konto 101 2096 018
BLZ 350 601 90
Kennwort: Serafina
Queridos amigos, liebe Freunde,
Das Jahr, welches zu Ende gegangen ist, hat uns wieder die Gelegenheit gegeben, Gottes Hilfe und Unterstützung zu erfahren und uns ermutigt immer weiter vorwärts zu gehen.
Trotz der großen finanziellen Krise können wir mit Stolz behaupten, dass wir es dank der finanziellen Unterstützung durch unsere Freunde und Wohltäter, wozu auch die Mitglieder der Deutschen Evangelischen Kirchengemeinde zählen, geschafft haben, “das Boot sicher durch unruhige Gewässer zu schiffen“. Vielen Familien konnte weiterhin ermöglicht werden, dass ihre Kinder unseren Kinderhort und Kindergarten besuchen konnten.
Immer mehr Kinder von minderjährigen alleinerziehenden Müttern, von ihren Partnern verlassenen und manchmal auch misshandelt, brauchen unsere Hilfe.
Und die Opfer sind immer die Kinder.
Für viele dieser Kinder sind die Mahlzeiten bei uns oft die einzigen am ganzen Tag. Oft kommen sie mit der gleichen Windel vom Vortag, bereits beschmutzt, zu uns, was natürlich viele ansteckende Krankheiten fördert.
Leider ist das “Bairro da Liberdade” immer noch ein Problem-Viertel, ein 3.-Welt-Land-Viertel, trotz aller unserer Bemühungen. Jedes Mal, wenn wir einer Familie erfolgreich haben helfen können und diese wegzieht aus dem Viertel, zieht sofort eine neue noch hilfsbedürftigere Familie in die so freigewordene Hütte, denn als Haus kann man diese Unterkünfte nicht bezeichnen. Und unsere Arbeit beginnt wieder von vorne.
Wir haben unseren Kinderhort vergrößert, so dass wir nun 100 Kinder aufnehmen können, in der Hoffnung, der portugiesische Staat würde uns unterstützen. Leider war und wird dies nie der Fall sein. Wir bekommen nur für 60 Kinder eine staatliche Förderung, d.h. 40 müssen wir vollkommen alleine finanzieren. Wenn man davon ausgeht, dass jedes Kind im Durchschnitt € 350,00 pro Monat kostet und die Familien (im Durchschnitt) nur € 70,00 zahlen können (wenn überhaupt), muss der Differenzbetrag von uns durch Einsparungen in anderen Bereichen oder durch Spenden von unseren Unterstützern ausgeglichen werden.
Das bedeutet, dass uns auch weiterhin nur ein sehr enges Budget zur Verfügung steht, aber nach 37 Jahren Sozialarbeit hier in Serafina weiß ich, der Herr hat mich nie im Stich gelassen und wird mich nie im Stich lassen. Er war immer mein Freund und an meiner Seite.
Vor kurzem waren wir auch noch nach einer Überprüfung gezwungen, die Küche des Altersheims von Grund auf zu renovieren, was uns zusätzlich € 200.000,00 gekostet hat.
Am Ende dieses meines Berichts kann ich noch mal wie am Anfang bestätigen:
Es war ein gutes, aber auch ein schweres Jahr, an dessen Ende unsere Konten ausgeglichen sind und wir nicht Gefahr laufen Pleite zu gehen, vorerst. Wir schaffen es, 700 Personen zu unterstützen, von 4 Monate alten Babys bis hin zu bedürftigen älteren Menschen von fast 100 Jahren, wir zahlen Gehälter für über 170 Mitarbeiter, wobei dieses Gehalt bei einigen das einzige Einkommen der gesamten Familie ist.
Ein herzliches Dankeschön für Eure Freundschaft und Unterstützung verbunden mit der Hoffnung auf ein
Gutes Neues Jahr und dass der Herr uns weiterhin segne.
Lisboa, 15. Januar 2016
Padre Francisco Crespo
Centro Social Paroquial de São Vicente de Paulo, Lisboa-Serafina
Aktueller Spendenbericht von Padre Crespo
Das Centro Social Paroquial São Vicente de Paulo unterstützt weiterhin mit Hilfe der Deutsch Evangelischen Kirchengemeinde Kinder und Familien, welche sich in finanziellen Schwierigkeiten befinden.
Die Familie Quintino ist eine große Familie mit 11 Familien-Mitgliedern, welche alle zusammen in einem Haus leben.
Der Vater, welcher immer auf „dem Bau“ gearbeitet hat, konnte bisher mit seinem Gehalt die Familie unterhalten. Bedingt durch die aktuelle Krise im Bausektor in Portugal wurde er arbeitslos und versucht nun mit dem Verkauf von Alteisen etwas Geld zu verdienen, welches aber nicht reicht, um alle Kosten, wie Schulgeld der Kinder, Miete für das Haus und Einkauf von Lebensmittel, zu decken.
Samuel lebt bei seiner Oma und einer Tante. Seine Eltern besuchen ihn nur am Wochenende und kommen nicht für seinen Unterhalt auf.
Die Oma ist das einzige Familienmitglied mit einem geregelten Einkommen. Da sie aber außer Samuel noch zwei weitere Kinder betreut, reicht ihr Einkommen nicht für alle Ausgaben der Familie.
Santiago Franco lebt bei seinen Eltern.
Der Vater ist arbeitslos und die Mutter bekommt den portugiesischen Mindestlohn.
Mit Unterstützung des Centros versucht die Familie (mit Erfolg) ihre Schulden so gering wie möglich zu halten, da das Gehalt der Mutter nicht ihre laufenden Ausgaben deckt.
Joel João wohnt mit seiner arbeitslosen Mutter bei einer Familie, welche wegen fehlender Mietzahlungen ihr Haus in Kürze räumen muss.
Joel wurde kostenlos vom Centro aufgenommen, da seine Mutter, welche, solange sie arbeitete, immer ihren Beitrag an das Centro gezahlt hat, nun über kein Einkommen mehr verfügt. Sie sucht zwar eine neue Stelle, aber auf Grund der Krise in Portugal und auch aus gesundheitlichen Problemen (sie wurde am Auge operiert) sind ihre Chancen sehr gering eine neue Anstellung zu finden.
Diese Familie braucht dringend unsere finanzielle Unterstützung.
Dies sind einige Beispiele von Bitten um Unterstützung von Familien, welche bisher immer ihren Verpflichtung nachgekommen sind.
Diese Bitten werden im Augenblick jeden Monat mehr.
Deshalb sind wir sehr dankbar für eure großzügige Unterstützung, mit welcher wir diesen Familien, die in ihrem Alltag so viele Schwierigkeiten überwinden müssen, etwas Freude und Hoffnung geben können.
Januar 2017
Padre Francisco Crespo
Centro Social Paroquial de São Vicente de Paulo, Lisboa-Serafina
Neben der Partnerschaft mit der Gemeinde in Serafina unterhalten wir seit etwa zehn Jahren Kontakt zum Centro de Apoio social de Pisão. Das Centro ist Zuhause von etwa 270 Männern und 75 Frauen, die keine andere Bleibe mehr haben oder finden. Unterhalten von der Misericórdia de Cascais kümmern sich die Pflegerinnen und Pfleger in bewundernswerter Weise um Aids-Kranke, geistig Behinderte, Obdachlose, Suchtkranke und psychisch beeinträchtigte Menschen, die am Leben in der Gesellschaft nicht (mehr) teilnehmen können. Für viele ist das Centro Station ihres letzten Lebensabschnitts. Manche sind schon Jahrzehnte in dieser Einrichtung. Unsere Gemeinde hilft nach Kräften mit Sach-, Kleider und Geldspenden. Wenn wir auch nicht persönlichen Einsatz leisten können, ist doch die gezeigte Anteilnahme an dieser wichtigen schwierigen Arbeit für die Einrichtung und ihre Bewohner von hohem Wert.